Das neue Gebäude wächst in die Landschaft des Kirchhofs hinein. Die Kubatur des Bauvolumens ist nicht scharf begrenzt, sondern geht in den Gehölzbestand des Gartens über. Die tragende Holzstruktur des Neubaus verspringt in zwei Ebenen und erhält so eine räumliche Wirkung mit sich veränderten Perspektiven. Der vom Garten aus sichtbare, geflochtene Eindruck des Dachtragwerks verbindet sich optisch mit dem Geäst in den Baumkronen der angrenzenden Kastanien.
Der Entwurf sieht vor, dass der Neubau behutsam auf der Rasenoberfläche abgelegt wird. Dazu macht sich der Baukörper den Höhenversprung zwischen dem Kirchenhaupteingang und dem Geländeniveau des Baufeldes zu Nutzen und wird auf dem Gelände etwas aufgeständert, sodass er leicht schwebend wirkt. Die Aufständerung dient auch dem Erhalt der beiden Kastanien. Mit Punktfundamenten wird der Bodeneingriff vom Stamm entfernt und minimiert, sowie mit einem an der Geländeoberfläche liegenden Betonbalken eine Wurzelbrücke geschaffen. Entlang der Südseite des Kirchenschiffes wird eine Rasenstufe angelegt, die den ebenerdigen Zugang zum Neubau ermöglicht. Gleichzeitig wird so die ebenerdige Verbindung zum Haupteingang der Kirche hergestellt. Die Rasenstufe dient als Sitzstufe und schafft eine Art Vorplatz, der den Kirchhof vor dem Neubau räumlich fasst und ihm eine Ausrichtung nach Süden gibt.
Der im Innenraum erlebbare Charakter des Neubaus lässt sich mit einer Hülle um einen Kern vergleichen. Das nach außen verlegte Tragwerk und die raumprägenden, kreuzrippenartigen Strukturen an Boden und Decke lassen das Gebäude als Ganzes erleben. Bewusst wurde darauf verzichtet, das ohnehin überschaubare Gebäudevolumen mit einer klassischen Raumaufteilung aufzulösen. Die entlang der Kirchenmauer angeordneten Funktionsräume orientieren sich zum davor liegenden Gemeinderaum hin. Sie werden wie Möbelstücke, als nicht raumhohe Einbauten in die Hülle eingeschoben.
Projekt: 2018
Auslober: Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Holzhausen